Ratgeber Smartphone Ist das ShiftPhone die deutsche Konkurrenz für das Fairphone?
Als 2013 die Firma Fairphone begann, das erste nachhaltige Smartphone zu entwickeln, signalisierte dies den Startschuss für andere Firmen, sich dem Thema zu nähern. Da Deutschland im Bereich des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit gerne eine Vorreiterrolle einnimmt, war eines klar: Fairphone würde schnell Konkurrenz bekommen. Und tatsächlich produziert seit 2014 ein kleines Familienunternehmen die deutsche Antwort zu den Fairphones. Die fairen Smartphones made in Germany werden unter dem Namen ShiftPhones vertrieben. Wir stellen Ihnen den Hersteller und seine Smartphones vor.
Der Wunsch nach fairen Smartphones
Dass die Handy- und Smartphone-Herstellung nicht ganz unumstritten ist und einige Probleme für Mensch und Umwelt mit sich bringt, dürfte vielen Besitzern der digitalen Begleiter mittlerweile bekannt sein. Die Probleme reichen dabei von der Gewinnung wertvoller Edelmetalle, die erst durch gesundheitsschädigende Chemikalien möglich gemacht wird, über Minen, die Kriegsherren gehören und Bürgerkriege finanzieren, bis hin zu miserablen Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit in den Produktionsländern. Wenn Sie mehr über die Gewinnung der benötigten Rohstoffe und Seltene Erden erfahren möchten, sollten Sie unseren Artikel "Rohstoffe und Seltene Erden in Smartphones" lesen.
Bei diesen Herstellungsbedingungen verblüfft der Wunsch nach „fairen“ Smartphones und Handys seitens Umweltschützern und Menschenrechtsaktivisten nicht. Doch immer mehr Menschen scheinen sich diesem Wunsch anzuschließen. So verkaufte das Unternehmen Shift nach eigenen Angaben bereits über 14.000 seiner fair produzierten mobilen Endgeräte.
Faire Smartphones made in Germany
Die deutsche Konkurrenz der Fairphones gestaltet und entwickelt seit Ende 2014 in Falkenberg bei Kassel seine sogenannten ShiftPhones. Bei dem Hersteller Shift handelt es sich um ein kleines Familienunternehmen, das sich aus Crowdfunding-Projekten heraus entwickelt hat. Gegründet wurde es von dem Designer und Erfinder Carsten Waldeck (bekannt durch das iCrane-Projekt und Liquid Browsing), seinem Bruder und Mediengestalter Samuel Waldeck und ihrem Vater Rolf Waldeck.
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Idee und Produktion der ShiftPhones
Die grundlegende Idee hinter den ShiftPhones ist nicht neu. Genau wie der niederländische Konkurrent Fairphone möchte der Hersteller Shift mit der Produktion von seinen Smartphones so wenig Schaden für Mensch und Umwelt wie möglich anrichten. Umweltschonende Materialien und Prozesse sowie faire Arbeitsbedingungen stehen im Fokus des hessischen Startups.
Genau wie andere Produzenten von fairen Smartphones verzichtet Shift auf den Einsatz von konfliktbehafteten Metallen und nutzt stattdessen Rohstoffe aus fairer Produktion. Auf das graphitgraue, glänzende Übergangsmetall Tantal wird sogar ganz verzichtet. Stattdessen bestehen die Kondensatoren im ShiftPhone aus Keramik.
Geplant und gestaltet werden die Handys in Deutschland, doch das faire Smartphone des Startups Shift wird, wie das Fairphone auch, in China produziert. Bei der Fertigung in China denken viele Smartphone-Besitzer zunächst sicher nicht an faire Smartphones, doch wird die Montage der ShiftPhones in kleinen Familienbetrieben vorgenommen. Auch sonst herrschen in den Produktionsstätten, in denen das faire Smartphone hergestellt wird, für China eher unübliche Standards. So erhält beispielsweise jeder Mitarbeiter ein überdurchschnittliches Gehalt und Zusatzleistungen wie Versicherungen. Einen freien Tag in der Woche und auch ansonsten geregelte Arbeitszeiten gibt es für die Arbeiter ebenfalls. Gesundheitsschädigende Tätigkeiten werden nicht ausgeübt. Durch die Zusammenarbeit mit der NGO TAOS, also einem zivilgesellschaftlichen Interessenverband, soll die Einhaltung dieser Standards gewährleistet werden. TAOS betreibt auch den niederländischen Konkurrenten Fairphone. Zudem plane Shift bereits den Aufbau einer eigenen Produktion, um noch fairer und transparenter agieren und produzieren zu können.
Das Innere des ShiftPhones
Mit dem ShiftPhone 5.1 befindet sich bereits die dritte Generation des fairen Handys auf dem Markt, was für eine wachsende Fangemeinde spricht. Und das, obwohl das ShiftPhone nicht über einen modularen Aufbau verfügt und sich Reparaturen daher nicht so leicht durchführen lassen wie beim Konkurrenten. Dennoch lassen sich aber einzelne defekte Komponenten des fairen Smartphones austauschen und das sogar mit einem herkömmlichen Werkzeugkoffer.
Geschickte Hände kommen für die selbstdurchgeführte Reparatur nicht nur recht günstig an Ersatzteile, sondern bekommen von Shift auch Reparaturanleitungen zu Verfügung gestellt. Wem das nicht reicht, der kann auf YouTube immer mehr Anleitungen von anderen Shift-Besitzern anschauen. Die Ersatzteile sind alle beim Hersteller bestellbar – ein neues Display bekommt der ShiftPhone-Nutzer für 55 Euro. Weniger technisch versierte Besitzer können das Display in der herstellereigenen Werkstatt für 88 Euro reparieren lassen.
Wie auch die niederländische Konkurrenz setzt das deutsche Startup bei seinem fairen Smartphone nicht auf die neusten technischen Komponenten. Begründet wird diese Entscheidung damit, dass man das faire Smartphone möglichst vielen Menschen zugänglich machen wolle und es daher zu einem vergleichsweise günstigen Preis (299 Euro) angeboten werden müsse. Um dies mit der fairen Produktion vereinbaren zu können, müssen Shift-Benutzer eben Abstriche bei der Technik hinnehmen, wie den beispielsweise circa vier Jahre alten 1,3-GHz-MTK-Chipsatz. Das ShiftPhone unterstützt zudem kein LTE.