Twitter Vogel
Elon Musk übernimmt Twitter: das passiert als nächstes (Bild: Groenning - stock.adobe.com)

Ratgeber Apps & Programme Elon Musk übernimmt Twitter: Das passiert als Nächstes

Vor dem Kauf von Twitter durch Elon Musk gab es ein gefühlt ewig langes Hin und Her. Ersteht er die Plattform oder springt er doch vorher ab? Was ist mit dem Kaufpreis von stattlichen 44 Milliarden Dollar? Zunächst schien alles klar und der Deal so gut wie sicher. Dann verunsicherte der wankelmütige und eigenwillige Geschäftsmann den Vorstand von Twitter und die gesamte Medienlandschaft gleich mit. Es schien, dass Musk kurz vor knapp versuchen wollte aus dem Vertrag wieder auszusteigen oder den Kaufpreis durch rechtliche Tricks zumindest drastisch zu senken. Beides hat nicht funktioniert. Nun ist Elon Musk, ob freiwillig oder nicht, Eigentümer des beliebten Kurznachrichten Diensts Twitter. Als eine der ersten Amtshandlungen hat er gleich mal die Hälfte der Belegschaft entlassen. Das war jedoch erst der Anfang. Glaubt man Musks Äußerungen, so hat er noch einiges mit der Plattform vor.

Elon Musk: Langes Ringen um Twitter

Dass der Unternehmer Elon Musk ziemlich exzentrisch ist und nicht immer besonnen und wohlüberlegt agiert, ist so ziemlich jedem klar. Gleichzeitig jedoch gilt er als einer der intelligentesten und weitsichtigsten Unternehmer unserer Generation. Durch PayPal, Tesla und SpaceX hat Musk Milliarden verdient und ist Stand heute der zweitreichste Mensch der Welt.

Man kann von ihm also halten, was man will, der Erfolg gibt ihm Recht. Zumindest in dem Punkt, dass er ganz offenbar weiß, was er beruflich tut. Als er beim Ringen um den Twitter Kauf zwischenzeitlich Vorwürfe gegen die Plattform erhoben hat, sind somit alle hellhörig geworden. Auf dem Netzwerk, so Musk, befänden sich viel mehr Fake Accounts als von Twitter angegeben. Das stelle eine Täuschung dar und der Vertrag sei demnach nichtig. So Musks Argumentation. Wenn der Tesla Gründer und Visionär sowas behauptet, dann muss es doch stimmen, oder? Nicht wirklich. Zumindest hätten die Anschuldigungen rechtlich keinen Bestand gehabt. In der Folge war der Deal rechtens und Musk kam nicht mehr raus. Nun besitzt er Twitter. Was plant er mit der Plattform?

Tweets sollen künftig bearbeitet werden können

Eine Funktion, die schon super lange diskutiert wird, ist das nachträgliche Bearbeiten von Tweets. Ein sogenannter Edit Button also. In anderen Apps wie Teams geht das schon lange. Wie für Musk üblich, hat er dazu einfach Twitter User befragt. Drei Viertel der Nutzer haben mit Ja gestimmt. Es scheint also gut möglich, dass das Feature bald in die Tat umgesetzt wird. In den USA lässt sich der Edit Button übrigens schon verwenden, zumindest von Abonnenten der Bezahlvariante Twitter Blue.

Twitter soll zur Super App werden

Musk hat angekündigt Twitter zu einer Super App umrüsten zu wollen. Super, weil die Applikation in Zukunft eine Vielzahl an Funktionen vereinen soll. Ähnlich der chinesischen WeChat App. So könnten Sie mit Twitter künftig Geldtransfers erledigen oder Taxifahrten buchen. Twitter will also wegkommen vom einfachen Nachrichten Dienst, hin zur allumfassenden Super App. Klingt erstmal spannend. Es bleibt abzuwarten, wie sehr Twitter aufgerüstet wird, welche Features dazuzählen könnten und wie es mit der Sicherheit auf so einer multifunktionalen App aussieht. Auf WeChat gibt es beispielsweise strenge Filter und Überwachung durch die Regierung. Das dürfte Musk sicherlich nicht so toll finden.

Auf Twitter sollen weniger Bots sein

Ein Dorn im Auge von Musk, zumindest wenn man seiner Kritik vor dem Kauf glaubt, sind die Bots. Von diesen gebe es auf der Plattform zu viel und so versuche Musk sich den Bots so gut es geht zu entledigen. Die Hauptkritik besteht darin, dass sie die Followerzahl populärer Accounts verzerren sowie das Meinungsbild auf der Plattform. Bots steuern inaktive Konten oder gefälschte Accounts und verbreiten somit Unwahrheiten. Wie Musk den Kampf gegen Bots führen will und welche Maßnahmen er dazu einsetzt, insbesondere vor dem Hintergrund einer um die Hälfte geschrumpften Belegschaft, ist unklar.

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Mehr Redefreiheit, weniger Moderation

Frau freut sich am Handy
Twitter ist besonders für lustige Videos und Textzeilen bekannt (Bild: contrastwerkstatt - stock.adobe.com)

Bereits vorm Kauf der Plattform hatte Musk zahlreiche Umfragen auf Twitter gestartet. In diesen ging es oft um sein Lieblingsthema: Meinungsfreiheit. Er ist der Auffassung, dass konservative und rechte Stimmen zu kurz kämen und der Dienst vor allem ein linkes Sprachrohr sei. Musk hatte seine Follower dementsprechend gefragt, ob Twitter künftig Open Source werden solle und ob sie denken, dass auf der Plattform genug Redefreiheit herrsche. Die Richtung war also bereits vor dem 44 Milliarden Dollar Deal klar. Musk will mehr Meinungsfreiheit auf Twitter.

Unterm Strich kann davon ausgegangen werden, dass künftig weniger Moderation herrscht und mehr unterschiedliche Inhalte geteilt und diskutiert werden können. Ob das einen tatsächlichen Gewinn für den Austausch von Meinungen bringt oder einfach Hass und Hetze die Pforten öffnet, wie aktuell bereits zu sehen (eine Beleidigungformel ist kurz nach dem Kauf von Musk getrendet), bleibt abzuwarten.

Musk entlässt den Vorstand von Twitter

Der erste Tweet von Musk nach seiner Übernahme am 27. Oktober 2022 lautete: the bird is freed, also der Vogel ist befreit. Eine Anspielung aufs Firmenlogo und gleichzeitig wohl eine Prophezeiung für das, was kommt. Als einen der ersten Schritte hat Musk den Vorstand des Unternehmens entlassen. Hierbei handelte es sich um CEO Parag Agrawal, Finanzchef Ned Segal und Chef Justiziarin Vijaya Gadde. Letztere war maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Account des früheren US Präsidenten Donald Trump gesperrt wurde. Die beiden anderen wurden, so berichten Insider, vom Sicherheitspersonal aus dem Gebäude eskortiert.

Einerseits gängige Praxis in den USA, zeigt es andererseits doch, wie ernst es Musk mit dem Tapetenwechsel und Umbau von Twitter offenbar meint. Musk will nun selbst die Führung übernehmen, das Unternehmen hat er zudem von der New Yorker Börse abgezogen. Alles soll anders werden.

Musk hat Angst, dass Werbekunden abspringen

Das Musk so unberechenbar und spontan ist, kann aus kreativer Perspektive durchaus einen Vorteil darstellen. Aus finanzpolitischer Sicht ist das jedoch ein Alptraum. Die ersten großen Werbekunden, Twitters Haupteinnahmequelle, sind bereits abgesprungen. Die sage und schreibe 7500 Entlassungen (die Hälfte der kompletten Belegschaft), Musks Ankündigungen, dass auf Twitter endlich alles wieder gesagt werden dürfe – das ist für Investoren, die auf Sicherheit und Verlässlichkeit angewiesen sind, keine gute Arbeitsgrundlage. Nun steht Musk vor dem Problem, Twitter auf der einen Seite öffnen und umkrempeln zu wollen. Auf der anderen Seite darf er keine wichtigen Werbekunden verprellen.

In einem offenen Brief an Werbekunden hat er deshalb kürzlich versichert, dass er Twitter zu keinem gesetzlosen Höllenloch machen wolle – so seine Worte. Er wollte weiterhin dafür stehen, dass rechtliche Verstöße geahndet werden. Wie genau will er das aber tun?

Verliert Twitter die Kontrolle?

Nach allem was in den vergangenen Wochen von ihm unternommen wurde, läuft es leider darauf hinaus, was Musk eigentlich bekämpfen wollte. Soll heißen: Aktuell gibt es auf der Plattform weniger Sicherheit und weniger Kontrolle und mehr Hassrede und Fake Accounts. Letzteres wurde möglich, weil Musk den blauen Haken abgeschafft hat (zumindest die strengen Bedingungen, um ihn zu erlangen). Mit dem Symbol konnten prominente Twitter User bislang verifizieren, dass es sich wirklich um sie handelt. Nun kann man den Haken einfach für 7,99 Dollar kaufen. Ist Twitter nun also besser oder einfach nur unregulierter?