Ratgeber Apps & Programme Facebook Datenleck? Das müssen Sie zum Ausfall wissen
Anfang Oktober stand die Social Media-Welt für ein paar Stunden still. Um 17:30 unserer Zeit waren Facebook, WhatsApp und Instagram plötzlich nicht mehr oder nur eingeschränkt nutzbar. Viele User sind zunächst von einem Ladefehler ausgegangen oder von einer Störung der Internetverbindung. Als auch das Schließen und wieder Öffnen der App und sogar der Neustart des Smartphones keinen Erfolg brachten, kam langsam die Dämmerung. Ein Blick auf Twitter hat schließlich die nötige Klarheit gebracht: Facebook, WhatsApp und Instagram waren down. Unter Hashtags wie #facebookdown haben Nutzer ihre Erfahrungen und Unmut kundgetan. Twitter postete sehr treffend: “hello literally everyone”. In der Kommentarspalte wurde neben Usererfahrungen, Memes und Kritik auch der Grund für den Ausfall diskutiert. Lag es an einem technischen Fehler? Gab es ein Facebook Datenleck? War es womöglich sogar ein Hackerangriff?
Gab es ein Facebook Datenleck und waren Hacker im Spiel?
Um es kurz zu machen: Nein, es gab kein Facebook Datenleck - zumindest nicht im Zusammenhang mit dem Ausfall. Das Down von Facebook, WhatsApp und Instagram hatte keine Leaks zur Folge. Sie können also beruhigt sein und Ihre Nutzerdaten sind bei Facebook (so gut das bei dem Unternehmen eben geht) sicher aufgehoben. Weshalb wurde in den Kommentarspalten von Twitter und später auch auf anderen Diensten von einem Facebook Datenleck gesprochen? Alles nur Spekulation? Nicht wirklich. Es gab nämlich zur selben Zeit tatsächlich ein Facebook Datenleck, von dem schätzungsweise 1,5 Milliarden User betroffen waren.
Das Facebook Datenleck geht auf einen Hackerangriff zurück, der sich zwölf Stunden vor dem Down ereignet hatte. Die Seite Privacy Affairs hatte auf die Attacke aufmerksam gemacht. Laut des Berichts hatte ein Datendieb die 1,5 Milliarden Userdaten zum Verkauf angeboten. Einige User haben diesen Angriff mit dem Ausfall in Zusammenhang gebracht und vermutet, dass Facebook attackiert wurde. Also, im Zusammenhang mit dem Down der Facebook Dienste gab es keinen Leak, unabhängig davon aber schon. Die gute Nachricht: Trotz des Facebook Datenlecks und den angebotenen Daten wurden diese nach aktuellem Kenntnisstand nicht weiterverkauft.
Die Informationen wurden übrigens in einem Hackerforum angeboten. Nach einer ersten Untersuchung, stammen die Daten streng genommen nicht von einem “klassischen Hackerangriff”. Stattdessen liegt die Vermutung nahe, dass die Infos nicht gehackt, sondern aus bereits öffentlichen Informationen zusammengetragen wurden. Das hat eine erste Stichprobe der Daten ergeben, die vom Hacker kostenlos, sozusagen als Vorgeschmack, veröffentlicht wurden. Darüber hinaus ist fraglich, ob das Komplettpaket der 1,5 Milliarden Nutzerinfos tatsächlich echt ist. Zwar gab es bereits erste Käufer. Diese haben nach der Transaktion jedoch keine Userdaten erhalten.
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Was war der eigentliche Grund für den Ausfall?
Wenn es kein Hackerangriff war und auch kein Facebook Datenleck existiert, was war dann der Grund für den Systemausfall der drei Apps? Nach einiger Zeit des Schweigens seitens Facebook, hat sich inzwischen Santosh Janardhan zu Wort gemeldet. Janardhan ist für die Infrastruktur des Unternehmens zuständig. Laut dem Mitarbeiter konnten über 6,2 Milliarden Menschen die Dienste nicht mehr nutzen. Das ist eine ganze Menge. Bei einer Population von 7,9 Milliarden Menschen sind das immerhin 78,6 Prozent der Weltbevölkerung. Der Grund für den Absturz lag, so Janardhan, in Konfigurationsänderungen an den Backbone-Routern.
Menschen haben Fehler gemacht
Das klingt etwas kryptisch. Zur Erklärung: Ein Backbone-Router ist eine Art von Router, der separate Systeme in verschiedenen Mesh Netzwerken verbindet. In der Folge wurde die Kommunikation zwischen den Datenzentren gestört und Facebook, Instagram und WhatsApp sind zum Erliegen gekommen. Unterm Strich haben also Konfigurationsänderungen - und damit menschliches Versagen - Facebooks Router zum Absturz gebracht. Die Theorie vom Facebook Datenleck durch einen Hackerangriff stimmt also nicht. Selbst Santosh Janardhan hat sich in seinem Statement dazu geäußert und klargestellt, dass der Grund für den Ausfall einzig und allein menschliches Versagen war.
Diese Folgen hatte der Ausfall für Facebook
Das Down hatte für viele Menschen, vor allem für User, Konsequenzen. Doch auch der Facebook Konzern selbst musste mit allerlei negativen Folgen kämpfen. Vor allem finanzieller Natur. Der Ausfall hat das Unternehmen knapp sieben Milliarden Dollar gekostet. Das ist viel Geld. Gemessen am Marktwert von Facebook, der 2020 bei 28,15 Milliarden Dollar lag und dem Vermögen von Facebook Gründer Mark Zuckerberg von 120 Milliarden Dollar, dürfte dieser Verlust jedoch verkraftbar sein. Ein weitaus größerer Schaden hat hingegen Facebooks Image erlitten. Nach kürzlich veröffentlichten Interna der ehemaligen Facebook Mitarbeiterin und Whistleblowerin Frances Haugen steht der Konzern nun stark unter Druck.
Wie geht es weiter nach dem Facebook Datenleck?
Haugen gab zu Protokoll, dass Facebook um die negativen Folgen seiner Algorithmen wisse, die reißerische Schlagzeilen und die nach westlichen Schönheitsstandards perfekte Körperproportionen bevorzugen würden. Auf diese Weise betreibe Facebook aktiv eine Zersetzung der Gesellschaft und billige sowohl physische als auch psychische Schäden seiner User, insbesondere der weiblichen. Mark Zuckerberg hat diese Vorwürfe zurückgewiesen. Der Vorwürfe bleiben jedoch im Raum stehen. Der Ausfall von Facebook, Instagram und WhatsApp kam für das Unternehmen somit zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Facebook sieht sich aktuell von mehreren Seiten der Kritik ausgesetzt. Um aus dem Imagetief zu kommen, auch wenn es nun kein Facebook Datenleck gab, plant der Konzern zurzeit eine Umbenennung sowie ein neues Design.
Dies war nicht der erste Ausfall dieser Art
Kam Ihnen der Ausfall und Facebook & Co. irgendwie bekannt vor? Falls ja, dann mag dies daran liegen, dass der letzte gar nicht so lange her ist. Erst im März dieses Jahres war der Messenger WhatsApp down und konnte für einige Zeit nicht mehr genutzt werden. So konnten vorübergehend Nachrichten weder versendet noch empfangen werden. Die Ursache für den Ausfall ist bis heute nicht öffentlich bekannt. Auch hier war Twitter die (Ausweich-)Plattform der Wahl und hat insbesondere unter dem Hashtag #whatsappdown viele verzweifelte WhatsApp User unter sich versammeln können. Genau wie im aktuellen Fall, hat sich die Störung weltweit ereignet und Nutzer aus allen Kontinenten betroffen.