Ratgeber Unterhaltung & Freizeit Ersatzakkus ade: Mini-Wasserkraftwerk lädt Elektrogeräte unterwegs
Eine Idee, die die Zukunft verändern könnte: Das Team von Blue Freedom hat ein Wasserkraftwerk im Rucksackformat entwickelt, dass das Aufladen von Smartphone und Co. in der Natur zum Kinderspiel macht. Neben Outdoor-Sportlern sollen davon bald vor allem Rettungstrupps und Menschen in entlegenen Gebieten profitieren.
Plötzlich geht alles ganz schnell. Zwischen dem schrillen Alarm des Funkmeldeempfängers in der Dienststelle und dem Abheben des Hubschraubers vergehen kaum mehr als ein paar Wimpernschläge. Gerade noch die Jacken übergeworfen und letzte Absprachen getroffen, haben die Rettungskräfte aus der Luft längst den schneebedeckten Gipfel im Visier. Nicht weit davon hat sich eine Lawine gelöst und mehrere Menschen unter sich begraben. Für das Einsatzteam der japanischen Bergwacht beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Mittendrin befindet sich auch ein junger, groß gewachsener Europäer, der dem Treiben gebannt zuschaut. Zugegeben, Benedict Padberg ist kein echter Bergretter, aber das ist auch nicht nötig. Denn echte Menschenleben müssen heute ohnehin nicht gesichert werden – der Einsatz in den Japanischen Alpen ist nur eine Übung. Der 22-Jährige schaut der Rettungstruppe schon seit Tagen über die Schulter, „um mit eigenen Augen zu sehen, wie die Männer arbeiten und die Gegebenheiten rund um den Einsatz sind“. Dass dem Süddeutschen dabei jedes Detail wichtig ist, hat einen guten Grund: Er ist Geschäftsmann und angehender Weltverbesserer.
Gemeinsam mit drei Mitbegründern hat er 2014 ein Gerät erfunden, das bisher zwar vor allem die Herzen von Outdoor-Sportlern höherschlagen lässt, künftig aber auch Leben retten soll. Die Rede ist vom kleinsten Wasserkraftwerk der Welt. Mit der 600 Gramm schweren Blue Freedom Portable können sämtliche technischen Geräte schnell und nachhaltig neue Kraft tanken. „Das Prinzip dahinter ist eigentlich recht simpel“, verrät Padberg, der während eines Naturtrips auf die Produktidee kam. Für die Stromerzeugung müsse lediglich die blaue Kunststoffturbine in ein fließendes Gewässer geworfen werden. Eine 1,80 Meter lange Antriebswelle leite die erzeugte Energie dann sofort an den zwanzig Zentimeter großen Generator weiter. „Bei einer Fließgeschwindigkeit von mindestens einem Meter pro Sekunde erzeugt die Blue Freedom Portable dann bis zu zehn Watt.“ Smartphones, Funkgeräte oder Kameras seien dadurch in nur einer Stunde wieder voll aufgeladen.
Energiespender in Katastrophengebieten
Und dass Zeit in der Not ein wertvolles Gut ist, wissen Padberg und seine drei Mitgründer spätestens nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal vor zweieinhalb Jahren nur allzu gut. „Damals haben wir vom Roten Kreuz eine Anfrage erhalten, ob wir ihnen für ihre Hilfsarbeit vor Ort einige Blue Freedom Portables schicken könnten“, verrät er. Erdrutsche, eingestürzte Häuser und verschüttete Zugangswege hatten im Gebirgsstaat für großes Chaos und Leid gesorgt – klar, dass auch die Stromleitungen nicht verschont geblieben waren. „Wir waren leider noch nicht in der Produktionsphase. Doch obwohl wir nicht helfen konnten, haben wir gemerkt, dass wir langfristig genau dort eine Rolle spielen wollen“, umreißt Padberg dieses Schlüsselerlebnis und fügt hinzu: „Wir wollen was bewegen.“
Bereits in drei bis vier Jahren könnte die Blue Freedom Portable den Alltag in Katastrophengebieten zumindest ein klein wenig erträglicher machen. „Erdbeben, Flutwellen oder Wirbelstürme sind heutzutage ja leider keine Seltenheit mehr“, sagt Padberg fast entschuldigend für die lange Liste möglicher Einsatzgebiete. Auf die bittere Ironie angesprochen, dass ausgerechnet jenes Element, das auf der Welt bereits so viel Schaden angerichtet hat, die Lösung für Stromprobleme in Notlagen sein soll, reagiert er gelassen. „Wasser ist als Energiequelle nun mal viel zuverlässiger, stärker und kalkulierbarer, als es beispielsweise Wind oder Sonne sind.“
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Vor allem die Kalkulierbarkeit erleichtere laut Padberg die Planungen für langfristige Touren. „Egal, ob bei der Bergrettung, bei Hilfseinsätzen nach Naturkatastrophen oder gar bei der Höhlenforschung. Routen können sich an Wasserläufen orientieren und Lager entsprechend platziert werden“, so der Firmengründer. Und für den Fall, dass die flüssige Antriebskraft doch einmal zu weit weg sein sollte, hat die Blue Freedom Portable auch noch einen internen Lithium-Akku, der Abhilfe leisten kann. So oder so sei die Tatsache, dass Ersatzakkus künftig in den Dienststellen bleiben könnten, für die Rettungsteams eine große Erleichterung – und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Denn wenn es sich um längere Einsätze handelt, zählt jedes eingesparte Gramm.“
Mini-Wasserkraftwerk als Live-Changer
Neben den genannten Anwendungsgebieten sehen Padberg und seine Mitstreiter aber noch eine weitere Möglichkeit, Menschen in Not zu unterstützen: Sie wollen denjenigen helfen, die gar keinen Strom haben. „1,6 Milliarden Menschen sind davon betroffen, das muss sich ändern“, findet er. Und genau aus diesem Grund stattete der 22-Jährige vor einiger Zeit einer Schulklasse im brasilianischen Amazonasgebiet einen wegweisenden Besuch ab. „Im Gepäck hatte ich mehrere Blue Freedom Portables und Tablets“, erklärt Padberg. Mitten im abgelegenen Regenwald sollte den Schülern durch die umweltfreundliche Energiequelle die Möglichkeit gegeben werden, auch zu Hause mit den Tablets lernen zu können. „Es gibt dort zwar oft keinen Strom, aber Wasser ist genug da“, sagt er mit breitem Lächeln und kommt ins Schwärmen. „Durch die Blue Freedom Portable könnte sich in Zukunft so vieles für diese Menschen ändern, sie kann ein Live-Changer sein.“ So hätten die Berufstätigen von morgen durch die tiefer gehende Ausbildung gute Chancen auf ein besseres Leben.
Bang vor der Zukunft ist auch dem Team aus Dießen am Ammersee nicht. Schritt für Schritt schaffen sie die Voraussetzungen, damit eines Tages möglichst viele Bedürftige von ihrem Produkt profitieren. Bevor es in einigen Jahren so weit ist, soll Ende des Jahres zunächst die zweite Generation des Mini-Wasserkraftwerks auf den Markt kommen – der Preis liegt bei 299 Euro. „Die neue Version wird noch leistungsstärker und mit mehreren Hunderttausend Stück auch in deutlich größerer Auflage produziert“, fasst Padberg stolz zusammen. Ob im firmeneigenen Onlineshop auch Bestellungen der japanischen Bergretter eingehen werden? Der Jungunternehmer zuckt mit den Schultern und muss kurz schmunzeln. Dann sagt er: „Warum nicht? Sie haben die erste Version jedenfalls gern behalten.“