Ratgeber Apps & Programme Wie gut ist Huaweis neues Betriebssystem HarmonyOS?
Wann immer der Name des chinesischen Smartphone Herstellers Huawei in den letzten Monaten gefallen ist, ging es fast ausschließlich um den US-Boykott gegen ihn. Seit einiger Zeit dürfen US-amerikanische Firmen keine geschäftlichen Beziehungen mehr mit dem chinesischen Unternehmen führen. Huawei, so die Befürchtung, lasse für den chinesischen Staat eine technische Hintertür offen, sodass dieser Handynutzer ausspionieren kann. Um dies zu verhindern, gibt es seit Frühling diesen Jahres keine Android Updates mehr für Huawei. Schließlich gehört Android zum US-amerikanischen Google Konzern. Um sich gegen diesen Umstand zu wehren und seine Marktstellung nicht zu gefährden, hat Huawei nun reagiert: Ab sofort existiert ein eigenes von Huawei entwickeltes Betriebssystem namens HarmonyOS. Wir verraten Ihnen, was es damit auf sich hat und ob sich die Installation des Systems für Sie lohnt.
HarmonyOS funktioniert auf allen Plattformen
Die wohl interessanteste Eigenschaft von Huaweis neuem Betriebssystem bezieht sich auf dessen Kompatibilität mit verschiedenen Geräten. HarmonyOS soll nämlich auf allen Plattformen nutzbar sein. Im Klartext heißt das, dass Sie Huaweis Betriebssystem nicht nur auf Ihrem Huawei Smartphone, sondern auch auf anderen Handys verwenden können. Darüber hinaus soll HarmonyOS auch auf unterschiedlichen Tablets, in Autos oder auf Smart TVs laufen. Möglich wird dies durch eine spezielle Mikroarchitektur, die es erlaubt, dass das System auf verschiedenen Geräten arbeitet, unabhängig von deren RAM- bzw. Speichergröße.
Weshalb ist die plattformübergreifende Nutzung so besonders?
Was auf den ersten Blick nicht sonderlich außergewöhnlich wirkt, nämlich dass HarmonyOS auf vielen Geräten funktioniert, ist bei genauerem Hinsehen durchaus keine Selbstverständlichkeit. Zwar nutzen auch iPhones und iPads dasselbe Betriebssystem. Bei Android sieht dies jedoch anders aus. Während Sie für Ihr Google Pixel 3a oder Sony Xperia 1 Android benötigen, bedarf es für eine Smart Watch z.B. WearOS. Wollen Sie einen Smart TV nutzen, brauchen Sie hingegen Android TV. Für Laptops wird zudem ChromeOS angeboten. Dass HarmonyOS auf allen genannten Plattformen funktioniert, bedeutet also einen großen Gewinn für die Nutzerfreundlichkeit.
Das sind die Grenzen von Huaweis HarmonyOS
Zunächst ist festzuhalten, dass die Kompatibilität von HarmonyOS zweifelsohne ein Pluspunkt ist und das System von der Konkurrenz unterscheidet. Nichtsdestotrotz besitzt auch Huaweis System Grenzen. Obwohl Sie das Betriebssystem auf zahlreichen Smartphones und Tablets nutzen können, lässt sich HarmonyOS nicht auf iPhones und iPads verwenden. Apple verfolgt bekanntlich eine Firmenpolitik, die darauf ausgerichtet ist, dass seine Produkte möglichst nur mit sich selbst kompatibel sind. Apple Handys, Tablets und das Betriebssystem iOS stammen allesamt vom US-amerikanischen Konzern selbst. Anders herum läuft iOS auch nur auf Apple eigenen Geräten. Verwenden Sie also ein iPhone, iPad oder ein Apple TV, können Sie HarmonyOS dafür leider nicht verwenden.
Auf welcher Technologie basiert HarmonyOS?
Genau wie die Konkurrenz von Android ist auch HarmonyOS ein Open Source Produkt. Das heißt: Der Quellcode des Systems ist für jedermann einsehbar und kann von Entwicklern mit der entsprechenden Expertise geändert bzw. weiterentwickelt werden. iOS ist im Gegensatz dazu kein Open Source System, dessen Quellcode kennt nur Apple selbst. Der Vorteil von Open Source ist, dass fachkundige Entwickler Apps und andere Software dafür zur Verfügung stellen können. Dadurch wird der Produktkatalog des Systems insgesamt größer und bietet für Sie mehr Möglichkeiten der Interaktion. Der Nachteil von Open Source ist, dass die Anfälligkeit gegenüber Viren und Hackerangriffen steigt. Dieses Problem hat Apple Software in der Regel nicht. Dennoch sollte der Umstand, dass HarmonyOS auf Open Source basiert, unterm Strich eher als positiv gelten. In Zukunft werden zudem die Computersprache HTML5 und das Betriebssystem Linux mit HarmonyOS kompatibel sein. Mit diesen soll gewährleistet werden, dass Huaweis neues System mit so vielen Geräten und Systemen wie möglich zusammenarbeiten kann. Zu Beginn steht für HarmonyOS eine ausgewählte Zahl von Apps zur Auswahl.
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Wann und in welcher Form kommt HarmonyOS auf den Markt?
Zunächst wird es Huaweis neues Betriebssystem für einen Smart TV von Honor geben. Das Gerät wurde am 10. August 2019 in China vorgestellt. Auf dem Gerät läuft die erste Generation von HarmonyOS, nächstes Jahr soll die zweite Generation herauskommen, die dann auch über einen eigenen Betriebssystemkern verfügt. Die erste Generation verwendet noch einen Linux-Kernel. Aktuell steht nicht fest, ob das Betriebssystem auf dem Huawei Mate 30 Pro zum Einsatz kommt. Wenn, dann kann es gut sein, dass es zunächst nur in China zur Verfügung steht. Aufgrund des US-Boykotts ist Huawei stärker als andere Hersteller auf inländische Produkte angewiesen.
Welche Hindernisse stehen einer Markteinführung in Europa gegenüber?
HarmonyOS wird voraussichtlich erst einmal nicht nach Deutschland bzw. nach Europa kommen. Der Hauptgrund dafür liegt in der Vormachtstellung von iOS und Android. Hierzulande gibt es praktisch keine Alternativen zu beiden großen Systemen. Aus diesem Grund hält Huawei zunächst weiter an Android fest. Sollten Huawei Geräte irgendwann gar nicht mehr mit Android kompatibel sein, wird es sicherlich ein Umdenken hinsichtlich HarmonyOS geben. Aktuell werden Sie aber wahrscheinlich weiter Android bzw. iOS nutzen müssen. Technisch würde eine Umstellung von Android auf HarmonyOS übrigens relativ unkompliziert verlaufen.
Wie sicher ist HarmonyOS in Bezug auf den Datenschutz?
Wie erwähnt, basiert HarmonyOS auf Open Source. Dieser Umstand macht es prinzipiell anfälliger für Hackerattacken. Die gute Nachricht ist, dass Geräte, die mit Huaweis Betriebssystem laufen nicht gerootet werden können. Grund dafür ist der Mikrokernel bzw. der Betriebssystemkern. Durch seine Beschaffenheit ist es selbst für Technikexperten nicht möglich, das verwendete Gerät zu rooten. Das Rooten beschreibt den Vorgang sich für ein bestimmtes Gerät erweiterte Rechte zu verschaffen. Dies kann einerseits Vorteile im Hinblick auf mehr Funktionen bringen, andererseits kann dadurch aber auch ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für den User entstehen - besonders dann, wenn Sie ein gerootetes Gerät beispielsweise gebraucht gekauft habt.
Woher kommt der Name HarmonyOS?
Im Prinzip ist es ganz einfach: Der Name HarmonyOS („OS“ steht für „Operating System“, zu Deutsch: „Betriebssystem“) ist die englische Übersetzung von „HongmengOS“. Unter diesem Begriff hat die Entwicklung des Systems in China begonnen. Dass im Namen das Wort „Harmonie“ vorkommt, mag an dessen Kompatibilität mit anderen Plattformen angelehnt sein. Schließlich besteht ein Markenkern des Betriebssystems darin, dass es mit unterschiedlichen Geräten harmoniert. Somit wurde eine der Haupteigenschaften des Systems schlichtweg als Name für das Produkt verwendet.