Ratgeber Apps & Programme Künftig können Sie Ihren Android Browser frei wählen
Das Gute an Smartphones ist gleichzeitig auch das Schlechte: Sie nehmen Ihnen zahlreiche Entscheidungen ab. In vielen Fällen kann das durchaus positiv sein. Sobald Sie das Gerät einschalten, wählt es sich automatisch in ein Telefonnetz ein, Login-Daten werden gespeichert und die wichtigsten Apps sind vorinstalliert. Ihr Smartphone regelt eine Vielzahl an Dingen für Sie, sodass Sie sich nicht darum kümmern müssen. Negativ wird es dann, wenn Ihnen das Gerät keine Wahl lässt, selbst zu entscheiden. Deutlich wird dies auf Android Phones, die ihren Usern bis vor kurzem mehr als nur nahegelegt haben, Chrome als Standard-Browser zu verwenden. Die EU-Kommission hat dies für nicht rechtens erklärt und Android dazu verpflichtet, Ihnen die Wahl zu überlassen. In Zukunft können Sie selbst bestimmen, welchen Android Browser Sie nutzen. Wir sagen Ihnen, ab wann dies möglich ist und worauf Sie grundsätzlich achten müssen.
Wann genau tritt die neue Änderung in Kraft?
Ab wann können Sie Ihren Android Browser frei wählen? Die kurze Antwort lautet: Bald. Die ausführliche Antwort: Laut Google wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis Sie selbst entscheiden können, welches Programm Sie für das Surfen wählen. Googles Vizepräsident Kent Walker nennt einen Zeitraum von ein paar Monaten, ohne dabei konkret zu werden. Das bedeutet: Es ist gut möglich, dass Sie im Herbst dieses Jahres frei entscheiden können, ob Sie zum Beispiel Edge, Opera oder Bing als Android Browser benutzen. Das können Sie zwar jetzt bereits genauso, bisher ist Chrome aber als Standard-Browser auf Ihrem Android Phone eingestellt. Ob HTC, Huawei oder Samsung – alle haben zunächst Chrome als Browser. Wenn Sie stattdessen ein anderes Programm verwenden wollen, müssen Sie sich selbst darum kümmern und sozusagen gegen Googles Vorschlag einen neuen Browser bestimmen. In ein paar Monaten wird sich das ändern und Sie werden beim Verwenden Ihres Geräts zunächst gefragt, welchen Android Browser Sie verwenden wollen. Auch wenn dies aktuell noch nicht Realität ist - es ist nur eine Frage der Zeit, bis Sie in den Genuss der neuen Änderung kommen.
Auf welchen Geräten können Sie den Android Browser wählen?
Google hat offiziell noch keine Angaben dazu gemacht hat, auf welchen seiner Telefone die neue Änderung in Kraft treten wird. Es ist aber stark davon auszugehen, dass alle Android Phones von der Regelung betroffen sind. Der EU-Beschluss soll dafür sorgen, dass Googles Vormachtstellung zurückgedrängt wird und Sie andere Browser gleichberechtigt neben Chrome wählen können. Um dies zu gewährleisten, muss die Änderung auf allen Geräten umgesetzt werden, genauer gesagt: Für alle Android-Versionen. Die aktuelle Version von Googles Betriebssystem ist Android 9.0 Pie. Der Nachfolger Android 10.0 Q wird im Mai dieses Jahres präsentiert und erwartungsgemäß in den darauffolgenden Wochen nutzbar sein. Es existieren jedoch zahlreiche ältere Android-Versionen wie beispielsweise Oreo oder Nougat, die auf in die Jahre gekommenen Smartphones laufen. Diese Geräte sind für Updates auf neuere Versionen wie Pie oder Q zu leistungsschwach. Damit diese Telefone trotzdem von der neuen Regelung profitieren und Ihnen künftig die Wahl lassen, welchen Android Browser Sie nutzen, muss die Änderung auch für ältere Geräte bzw. Betriebssysteme umgesetzt werden. Da es sich bei der EU-Richtlinie um ein verbindliches Gesetz handelt und Google bereits zu einer empfindlichen Geldstrafe verurteilt wurde, ist zu erwarten, dass das Unternehmen die Änderung flächendeckend, also für all seine Geräte, umsetzt. Das heißt: Egal ob Ihr Smartphone fünf Jahre alt ist oder erst ein paar Monate, Sie haben mit hoher Wahrscheinlichkeit bald die Wahl, welchen Android Browser Sie verwenden.
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Chrome war bisher der Standard Android Browser
Die Diskussion um die Wahlfreiheit bei Internet-Browsern mag einigen von Ihnen vielleicht übertrieben erscheinen. Schließlich kann es Ihnen prinzipiell egal sein, mit welchem Programm Sie ins Internet gehen. Zudem ist Chrome sowieso von vielen Nutzern der Lieblingsbrowser. Nicht zuletzt hat Ihnen Android streng genommen nicht vorgeschrieben, Chrome zu benutzen, sondern hat das Programm lediglich als Standard-Browser eingerichtet. Sie haben also trotzdem die Wahl, mit welchem Browser Sie ins Internet gehen. Auf den ersten Blick mag das stimmen, genauer betrachtet hatte Android (und damit Google) damit aber einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Durch die Festlegung von Chrome als Standard-Browser haben sich viele User nicht mehr die Mühe gemacht und einen passenden Browser für sich ausgesucht. Dabei gibt es durchaus Unterschiede zwischen Chrome, Firefox, Opera & Co. Vor allem in Bezug auf die Inanspruchnahme des Arbeitsspeichers steht Chrome immer wieder in der Diskussion. Hinzu kommt, dass Sie durch die Verwendung eines Android-Handys in Zusammenhang mit Chrome einen Großteil Ihrer persönlichen Daten wie Nutzernamen und Passwörter einer Firma, nämlich Google, zur Verfügung stellen. Durch die Nutzung eines anderen Browsers, wie z.B. Firefox, verhindern Sie, dass all Ihre Daten bei einem Unternehmen liegen. Unterm Strich ist es daher zu begrüßen, dass Sie leichter selber wählen können, mit welchem Browser Sie online gehen.
Darum dürfen Sie den Android Browser künftig frei wählen
Im Prinzip ist es ganz einfach: Die EU will dafür sorgen, dass Google nicht zu mächtig wird und Ihnen vorschreibt, welche seiner Dienste Sie zu nutzen haben. Der Hauptvorwurf gegen Google lautet, dass es durch seine Firmenpolitik andere Unternehmen vom Markt drängt. In der Vergangenheit haben Firmen immer wieder versucht, rechtlich gegen das US-Unternehmen vorzugehen. Im vergangenen Jahr haben die Bemühungen Erfolg gezeigt. Im Juli 2018 wurde Google zu einer Rekordstrafe von 4,34 Milliarden Euro verurteilt. Der Vorwurf: Google hat sein Betriebssystem Android dafür missbraucht, um seine Marktposition zu festigen und andere Unternehmen zu verdrängen. Dieses Vorgehen bezieht sich auf eine ganze Reihe von Android-Services, unter anderem natürlich auf Chrome. Dadurch, dass der Browser standardmäßig auf Android-Geräten wie dem Xiaomi Mi 9 oder dem Huawei Mate 20 lite läuft, haben Apps wie Firefox oder Opera weniger Chancen von Ihnen genutzt zu werden. Vor allem unbekanntere Android Browser wie Cake, Nox, FOSS, Smooz oder DuckDuckGo haben so kaum die Möglichkeit, wahrgenommen zu werden. Dabei bieten Ihnen diese Browser mitunter Features, die Sie mit Chrome nicht bekommen, wie z.B. eine anonyme Suche und der Verzicht auf eine umfassende Sammlung Ihrer Daten. Der EU-Beschluss bringt also nicht nur Wettbewerbsvorteile für andere Unternehmen, sondern auch einen besseren Service und Schutz für Sie selbst.